Philosophie/Arbeitsweise
In unserer Arbeit als Landschaftsarchitekten steht die Planung und Gestaltung der Umwelt im Zentrum. Den Schwerpunkt bilden dabei Interventionen im urbanen, meist öffentlichen Raum. Interventionen, die im Massstab von grossräumlichen Planungen bis zum Entwurf von Einzelobjekten reichen. Neben der Erfüllung funktionaler Anforderungen ist uns hierbei die Entwicklung einer prägnanten Gestaltung wichtig. Prägnanz kann sich nur auf Basis eines durchdachten Konzepts entwickeln. Reduktion und Zurückhaltung sind unserer Überzeugung nach im öffentlichen, urbanen Raum in der Regel die zielführenden Umsetzungen, robuste Strukturen, vielfältig nutzbar – „das Einfache, das so schwer zu machen ist“.
Wir verstehen uns als Landschaftsarchitekten, nicht als Gartenarchitekten – der Garten ist Ausdruck des individuellen Umgangs mit der Natur, die Landschaft ist Ausdruck des kollektiven Umgangs mit Natur. Wir beschäftigen uns deshalb als Landschaftsarchitekten mit einem politischen Thema: ein gesellschaftliches Verständnis, das Begriffe wie Zeit, Dynamik, Veränderung, Potential, also Grundbausteine zukunftsgerichteter Denkmodelle präferiert, wird zwangsweise zu einem anderen Verständnis von Garten und Landschaft kommen, als ein gesellschaftliches Verständnis, das um Begriffe wie Bewahren, Pflege, Sicherung, Ab- und Ausgrenzen kreist.
Verpflichtet sind wir einer analytisch-systematischen Entwurfsmethodik; Landschaftsarchitektur ist das Ergebnis eines intellektuellen Prozesses, nicht das Ergebnis einer rezepthaften Anwendung eines individualistischen Material- und Formenkanons. Ein Prozess, der von der Analyse der Aufgabe und des Ortes ausgeht und darauf aufbauend über ein klares Konzept zu einer angemessenen Entwurfslösung führt. Unsere Arbeiten reagieren auf den Ort, den Raum, beziehen deutlich Position zum Kontext. Formale Kontinuität im Sinne von erkennbarer Label-Architektur ist nicht unser Ziel, sondern inhaltliche Kontinuität, die zu eindeutigen Formen führt.
Zitat Adorno: Form ist sedimentierter Inhalt.
Entwurf endet für uns nicht mit der Leistungsphase 5 der HOAI. Gerade bei der Umsetzung der Idee in die gebaute Form wird ein Höchstmass von kreativer Disziplin verlangt, um die entwerferische Behauptung in der konkreten Materialisierung umzusetzen.
Um überhaupt zu dem Punkt zu gelangen, an dem die entwerferische Behauptung an der gebauten Realität überprüft werden kann, bedarf es eines langen Prozesses der Kommunikation. Konzeption und Entwurfsidee müssen überzeugend vermittelt werden. Die visuelle Kommunikation unterliegt einem rasanten Wandel, mit ihr verändert sich auch die klassische Darstellung architektonischer Inhalte: Medien wie Internet, Video, 3-D, cad-interaktiv, virtueller Raum markieren das Spannungsfeld der Rezeption. In diesem Bereich erhält unser architektonisches Arbeitsfeld wichtige Impulse von aussen, beispielsweise aus der Grafik oder der Kunst. Bestätigt durch die interdisziplinäre Projektarbeit, beginnend beim Wettbewerb bis zur Realisation von Projekten, sind wir der Überzeugung, dass heute nur noch im Dialog zwischen den unterschiedlichen gestalterischen Disziplinen ein gutes Projekt entstehen kann, das im gesellschaftlichen Kontext Bestand hat – zum Innenhaus gehört das Aussenhaus, zum funktionalen umbauten Raum der funktionale freie Raum, zum positiven Stadtraum der negative Stadtraum. Zum öffentlichen Raum gehört der private Raum, zum Zentrum die Peripherie, der sprawl, zum Autoren-Design das industrielle, anonyme Design.
Ausgehend von einem dialektischen Verhältnis von Gebäude und Aussenraum ist für uns als Landschaftsarchitekten die Frage nach dem Gegensatz, nach Konstanz und Veränderung interessant. Die Konstruktion von Gebäuden zielt in der Regel auf Beständigkeit und Dauerhaftigkeit. Innerhalb des Nutzungszeitraumes wird ein gewünschter Zustand definiert, werden durch Wahl der Konstruktion und der Materialien Veränderungen und Bewegungen minimiert.
Im Gegensatz dazu ist der Aussenraum, der in den meisten Fällen durch das Vorhandensein von Pflanzen zum „Grünraum“ wird, durch ständige Veränderung bestimmt. Der Faktor Zeit ist von Anfang an ein bestimmender. Jede Pflanze wächst, ein gestalterisch definierter Zustand dieses Baumaterials lässt sich nur durch radikale Eingriffe – auch Pflege genannt – auf eine bestimmte Bandbreite reduzieren. In dieser Widerspenstigkeit, dem Entziehen von der endgültigen Manipulierbarkeit, liegt wahrscheinlich eine der Wurzeln der Faszination von grünen Aussenräumen. Der bewusste Umgang mit der Pflanze, mit ihrer originären Eigenschaft – ihrer Veränderungsfähigkeit – ist eines der gestalterischen Grundthemen der Landschaftsarchitektur. Unsere Arbeit enthält „architektonische“ Elemente und verweigert sich der landläufigen Auffassung, dass Natur per se organische Formen verlangt. Gerade im Zusammenspiel von gebauter Strenge und dem letztendlich anarchischen Verhalten von Pflanzen entsteht gute Landschaftsarchitektur.