• Gestaltung einer Stätte der Erinnerung und Mahnung für die Opfer des NSU in Erfurt

    THEMA
    Die Anschläge des NSU haben vielfältige Schatten geworfen:
    Auf die Ermordeten, die willkürlich und mit äußerster Brutalität aus dem Leben gerissen wurden. Auf unsere Gesellschaft, in der rechtsradikale Strukturen bestehen können und im Fall des NSU über 10 Jahre nicht gesehen wurden. Auf uns alle, die wir in unserem Alltag eigene rassistische Strukturen nicht erkennen. Aber vor allem auch auf das Leben der Familienangehörigen und Freunde der Opfer, in deren Mitte nicht nur eine unwiederbringliche Lücke gerissen wurde, son- dern die bis heute unter dem Geschehenen leiden und denen auch lange Zeit von Behörden und der Öffentlichkeit die Einordnung und Aufklärung dieser terroristischen Gewalttaten verwehrt wurde. Die Gestaltung dieses Erinnerungsortes zeigt all diese Schatten auf, die auch auf das Land Thüringen als Herkunftsort der Täter:innen fallen.

    STRUKTUR, FORMENSPRACHE UND INHALT
    Sechs Torbögen aus pulverbeschichtetem Vierkant-Stahl tragen eine Ansammlung von Stahl- streifen. Aus zehn dieser Elemente sind die Namen der Mordopfer des NSU herausgelasert, sodass durch die Namen das Sonnenlicht scheint und sie so zu Schattenschablonen werden.
    Je nach Wetterlage und Sonnenstand werden die Namen am Boden, auf dem Weg vom Bus- parkplatz zum Landtag, abgebildet, – fallen aber auch auf die im Erinnerungsort stehenden Besucher:innen. Andere Streifen sind nicht mit Namen versehen, diese werfen weitere Schatten, welche für die Opfer der rassistischen Gewalttaten des NSU stehen, die schwer verletzt und traumatisiert wurden.

    INFORMATIONEN UND AUDIO-ELEMENTE
    Informationstexte zu den terroristischen Anschlägen des NSU zwischen 1999 und 2007 finden sich auf den 15 cm breiten Innenflächen der Torbögen.
    Ein QR-Code befindet sich ebenfalls auf den Gedenkstützen für die Anschlagsopfer, welcher auf eine Microsite weiterleitet. Hier werden Audio-Elemente und weitere Informationen bereitgestellt. Diese können von den Besucher:innen mit ihren Smartphones abgerufen und über Kopfhörer oder den im Telefon integrierten Lautsprecher angehört werden.
    In den Audioaufnahmen möchten wir Angehörige einladen, Erinnerungen zu den Mordopfern der Terroranschläge zu teilen – Aussagen, die den Mensch in den Vordergrund stellen, Angehörige, die bereit sind, auf diese Weise zur Gestaltung des Erinnerungsortes und zum Gedenken an die geliebte Person selbst beizutragen. Wünschen die Angehörigen keinen Sprachbeitrag wird eine Tonspur mit Umgebungsgeräuschen am Anschlagsort erstellt.
    Die Aufnahmen sollen im alltäglichen Lebensumfeld oder an den Anschlagsorten aufgenommen werden. Hintergrundgeräusche nehmen die Höhrer:innen so auf der Audiospur mit – es entsteht eine akustische Brücke zwischen dem Erinnerungsort und den jeweiligen Anschlagsorten.

    LAGE UND POSITIONIERUNG
    Als städtebaulicher und gestalterischer Auftakt einer „Repräsentationsachse“ ist der Beethoven- platz geprägt durch die aus der Grundkonzeption erhaltene Geometrie und Axialität der in den 1920er Jahren gestalteten Ursprungsanlage. Der Erinnerungsort nimmt diese Achse auf und posi- tioniert sich im Vorbereich der Treppenanlage. Das Mahnmal fügt sich in das Ensemble und wird als Teil der Grünanlage wahrgenommen. Durch seine luftige Konstruktion aus filigranen Torbögen und den verbindenden Streifen wird ein dreidimensionaler, allseits offener Ort definiert, der aus allen Richtungen barrierefrei durchgangen werden kann. Die bestehenden Wege- und Sichtachsen und die öffentliche Nutzung der Parkanlage werden nicht beeinträchtigt. Zur Integration des Erinnerungsortes in die Parkanlage trägt auch die reduzierte Material- und Formensprache bei, die Wassergebundene Decke wird beibehalten und die Punktfundamente minimieren die Eingriffe in den Baugrund.

    Gestaltung einer Stätte der Erinnerung und Mahnung für die Opfer des NSU in Erfurt

    Platzierung: 1. Preis
    Jahr: 2022
    Ort: Erfurt
    Zusammenarbeit: Dagmar Korintenberg & Wolf Kipper
  • Projektübersicht

    Gestaltung einer Stätte der Erinnerung und Mahnung für die Opfer des NSU in Erfurt

    THEMA
    Die Anschläge des NSU haben vielfältige Schatten geworfen:
    Auf die Ermordeten, die willkürlich und mit äußerster Brutalität aus dem Leben gerissen wurden. Auf unsere Gesellschaft, in der rechtsradikale Strukturen bestehen können und im Fall des NSU über 10 Jahre nicht gesehen wurden. Auf uns alle, die wir in unserem Alltag eigene rassistische Strukturen nicht erkennen. Aber vor allem auch auf das Leben der Familienangehörigen und Freunde der Opfer, in deren Mitte nicht nur eine unwiederbringliche Lücke gerissen wurde, son- dern die bis heute unter dem Geschehenen leiden und denen auch lange Zeit von Behörden und der Öffentlichkeit die Einordnung und Aufklärung dieser terroristischen Gewalttaten verwehrt wurde. Die Gestaltung dieses Erinnerungsortes zeigt all diese Schatten auf, die auch auf das Land Thüringen als Herkunftsort der Täter:innen fallen.

    STRUKTUR, FORMENSPRACHE UND INHALT
    Sechs Torbögen aus pulverbeschichtetem Vierkant-Stahl tragen eine Ansammlung von Stahl- streifen. Aus zehn dieser Elemente sind die Namen der Mordopfer des NSU herausgelasert, sodass durch die Namen das Sonnenlicht scheint und sie so zu Schattenschablonen werden.
    Je nach Wetterlage und Sonnenstand werden die Namen am Boden, auf dem Weg vom Bus- parkplatz zum Landtag, abgebildet, – fallen aber auch auf die im Erinnerungsort stehenden Besucher:innen. Andere Streifen sind nicht mit Namen versehen, diese werfen weitere Schatten, welche für die Opfer der rassistischen Gewalttaten des NSU stehen, die schwer verletzt und traumatisiert wurden.

    INFORMATIONEN UND AUDIO-ELEMENTE
    Informationstexte zu den terroristischen Anschlägen des NSU zwischen 1999 und 2007 finden sich auf den 15 cm breiten Innenflächen der Torbögen.
    Ein QR-Code befindet sich ebenfalls auf den Gedenkstützen für die Anschlagsopfer, welcher auf eine Microsite weiterleitet. Hier werden Audio-Elemente und weitere Informationen bereitgestellt. Diese können von den Besucher:innen mit ihren Smartphones abgerufen und über Kopfhörer oder den im Telefon integrierten Lautsprecher angehört werden.
    In den Audioaufnahmen möchten wir Angehörige einladen, Erinnerungen zu den Mordopfern der Terroranschläge zu teilen – Aussagen, die den Mensch in den Vordergrund stellen, Angehörige, die bereit sind, auf diese Weise zur Gestaltung des Erinnerungsortes und zum Gedenken an die geliebte Person selbst beizutragen. Wünschen die Angehörigen keinen Sprachbeitrag wird eine Tonspur mit Umgebungsgeräuschen am Anschlagsort erstellt.
    Die Aufnahmen sollen im alltäglichen Lebensumfeld oder an den Anschlagsorten aufgenommen werden. Hintergrundgeräusche nehmen die Höhrer:innen so auf der Audiospur mit – es entsteht eine akustische Brücke zwischen dem Erinnerungsort und den jeweiligen Anschlagsorten.

    LAGE UND POSITIONIERUNG
    Als städtebaulicher und gestalterischer Auftakt einer „Repräsentationsachse“ ist der Beethoven- platz geprägt durch die aus der Grundkonzeption erhaltene Geometrie und Axialität der in den 1920er Jahren gestalteten Ursprungsanlage. Der Erinnerungsort nimmt diese Achse auf und posi- tioniert sich im Vorbereich der Treppenanlage. Das Mahnmal fügt sich in das Ensemble und wird als Teil der Grünanlage wahrgenommen. Durch seine luftige Konstruktion aus filigranen Torbögen und den verbindenden Streifen wird ein dreidimensionaler, allseits offener Ort definiert, der aus allen Richtungen barrierefrei durchgangen werden kann. Die bestehenden Wege- und Sichtachsen und die öffentliche Nutzung der Parkanlage werden nicht beeinträchtigt. Zur Integration des Erinnerungsortes in die Parkanlage trägt auch die reduzierte Material- und Formensprache bei, die Wassergebundene Decke wird beibehalten und die Punktfundamente minimieren die Eingriffe in den Baugrund.

    Gestaltung einer Stätte der Erinnerung und Mahnung für die Opfer des NSU in Erfurt

    Platzierung: 1. Preis
    Jahr: 2022
    Ort: Erfurt
    in Zusammenarbeit mit Dagmar Korintenberg & Wolf Kipper